Die Brücke über das Valtschiel gehört zusammen mit der Schrähbachbrücke im Wägital zu den ältesten erhaltenen Stabbogenbrücken von Robert Maillart. Vor der Instandsetzung wies sie starke Frostschäden auf, war aber frei von Salzkontamination. Deshalb war eine schonende Instandsetzung möglich.
Robert Maillart war anfangs des 20. Jahrhunderts einer der Pioniere des bewehrten Betons. Er entwickelte drei innovative Tragsysteme für Betontragwerke, nämlich die unterzugslose Decke («Pilzdecke»), die Brücken mit Dreigelenk-Kastengewölbe und die Brücken mit versteiften Stabbogen. Zum ersten Mal verwendete er den versteiften Stabbogen 1924 im Wägital bei der Schrähbach- und der Flienglibachbrücke, ein Jahr später folgte die Valtschielbrücke mit einer Spannweite von 43.20 Metern.
Sie zeigt das Prinzip des versteiften Stabbogens ohne ästhetische Korrekturen, wie sie bei den zuvor erstellten Wägitaler Brücken vorgenommen worden waren. Aus diesem Grund ist sie eine Brücke von hohem historischem Wert. Den Gepflogenheiten des Tiefbauamts folgend, versah Maillart die Brüstungen mit halbkreisförmigen Öffnungen, durch die die Fahrbahn entwässert wurde. Das abtropfende Wasser durchnässte den Bogen und sorgte langfristig für Frostschäden mit Betonabplatzungen.
Ein Sportanlass - der Viamalalauf - unter dem Motto «Maillartbrücke Valtschiel» stand am Anfang der Bemühungen von Gemeinde und Region, die Brücke instandzustellen und sie damit weiter für viele Jahre zu erhalten. Seit dem Bau einer Umgehungsroute dient die Valtschielbrücke nur noch dem Langsamverkehr. Deshalb waren keine statischen Verstärkungen notwendig. Die Instandsetzung konzentrierte sich auf die Behebung der Frostschäden und die Abdichtung der Fahrbahn mit Spezialbeton (UHFB). Damit war es möglich, grosse Teile der bestehenden Betonoberfläche unverändert beizubehalten. Die Brücke behält dadurch ihre Zeitzeugenschaft für ein Betonbauwerk der 1920er Jahre.