Pùnt da Suransuns, Viamala

Der Ansatz war, den Übergang von Norden nach Süden auch im Baumaterial auszudrücken. Dieser führt von hölzernen Kunstbauten wie dem Traversiner Steg zu Steinbauten im italienischen Teil der Schlucht. Der Standort der Brücke wurde aufgrund einer systematischen Analyse der Topografie und ihrer Gefahren gewählt.

Das Projekt ging aus einem Ideenwettbewerb hervor. Das Geländeprofil am geeigneten Standort ist asymmetrisch und weist stabile Talflanken auf. Unter diesen Bedingungen ist ein Spannband günstig. Die Spannweite der Brücke beträgt 40 Meter, der Höhenunterschied vier Meter. Bei horizontalem Gehweg am unteren Widerlager ergibt sich daraus eine Pfeilhöhe von einem Meter und eine maximale Neigung von 20 Prozent am oberen Ende. Die lichte Breite des Gehwegs beträgt 85 Zentimeter, dabei können zwei Personen gerade noch kreuzen.

Das Spannband besteht aus vier Duplex-Edelstahlbändern von 15 x 60 Millimetern Querschnitt, auf die 6 Zentimeter starke Steinplatten aus Andeerer Gneis gelegt sind. Nach dem Verlegen aller Platten wurden sie gegen die vertikal einbetonierten «Schwerter» an den Brückenenden verkeilt und durch Anspannen der Stahlbänder vorgespannt. Um Abplatzungen der Kanten an den Kontaktstellen zu vermeiden, legte man, analog zum Glasbau, 3 Millimeter starke Aluminiumstreifen in die Stossfugen zwischen den Steinen. Die feinen Geländer haben keine Tragfunktion für vertikale Lasten, ihre mit Gewinde versehenen Pfosten dienen dazu, Steinplatten und Stahlbänder zusammenzuhalten.

Die Idee, Stein vorzuspannen, geht auf den Basler Ingenieur Heinz Hossdorf (1925 – 2006) zurück, der 1954 in der «Diskussion um die Schöllenen» vorschlug, die Teufelsbrücke als vorgespannten Rahmen mit Granitsteinen zu konstruieren. Dieses Prinzip eignete sich für die Pùnt da Suransuns vorzüglich, denn es verwandelte die vielen einzelnen Platten sozusagen in einen einzigen grossen Stein. Vor allem die heikle horizontale Steifigkeit der Brücke wurde dadurch stark verbessert. Das Gewicht der Steine erzeugt eine Zugkraft in den Stahlbändern, die auch die vertikale Steifigkeit günstig beeinflusst. Im Schatten der grossen Viamalabrücke von Christian Menn, deren flacher Bogen sich zwischen die Felsen presst, präsentiert die Pùnt da Suransuns die auf Zug arbeitende Antithese.

Projektierung

1997 – 1998

Realisierung

1999

Auftraggeber:in

Verein Kulturraum Viamala

Auszeichnung

1. Preis in Ideenwettbewerb, Gute Bauten Graubünden 2001

Foto ©

Conzett Bronzini Partner AG

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