Zweiter Traversiner Steg

Nach der Zerstörung des ersten Traversiner Stegs durch einen Felssturz wurde eine neue Brücke an einem steinschlagsicheren Ort erstellt. Diese ist wesentlich länger und höher als ihre Vorgängerin. Das Befinden der BenutzerInnen und die ökonomische Machbarkeit bestimmten den Entwurf des Stegs.

Nach intensiven Vorstudien zum richtigen Standort zeigte sich, dass die Enden der Brücke im Norden auf einer dem Terrain vorgelagerten Felsrippe und im Süden im steilen Hang über einem Felsabfall in die Schlucht platziert werden konnten. Als räumlich kürzeste und damit sparsamste Verbindung erwies sich die Anlage einer Treppe. Die Natur lieferte die Pylone einer Hängebrücke; sowohl im Süden wie im Norden konnten die Tragkabel an relativ niedrigen Türmen verankert werden. Die Hängebrücke besteht aus einem Seilfachwerk, das die Vibrationen beim Begehen stark dämpft.

Die Treppe ist nach unten mit einem Durchhang versehen. Dadurch wird sie beim Absteigen als wenig steil wahrgenommen. Gleichzeitig erlaubt die Krümmung des Gehwegs, das Seilfachwerk vorzuspannen und dadurch die Enden des Gehwegs gegen die Widerlager zu drücken. Dank dieser Vorspannung wirkt die Brücke unter Gebrauchslasten als ob sie in den Widerlagern verankert wäre, was die Steifigkeit gegen Schwingungen zusätzlich verbessert. Zur Aufnahme der Druckkräfte besteht der Gehweg aus parallelen Brettschichthölzern aus lokal gewonnener Lärche; diese Hölzer verhindern auch einen direkten Tiefblick von der Treppe aus, sie sind sozusagen die Scheuklappen der Brücke.

Sämtliche Holzteile sind aus dem Kernholz der Lärche oder der Föhre (Treppentritte und Geländer) gewonnen, gut belüftet eingebaut und im Notfall einzeln auswechselbar. Die Verankerung der Tragseile erfolgt im Norden über ein Betonfundament, das um einen Findling geschlungen ist; im Süden wurde zum gleichen Zweck eine Betonplatte mit Erdmaterial überschüttet. Die Formgebung des Seilfachwerk erfolgte in langwieriger Arbeit mit grafischer Statik (Cremona-Pläne), sodass unter der massgebenden Schneelast überall in den Tragseilen die gleiche Maximalkraft auftritt. Der Traversiner Steg ist aufgrund technischer Kriterien so konstruiert, dass er die Wanderer der Via Spluga sicher und ohne Angstgefühle über die Schlucht des Traversiner Tobels führt.

Projektierung

2000 – 2004

Realisierung

2005

Auftraggeber:in

Verein Kulturraum Viamala

Auszeichnung

Goldener Hase, Hochparterre 2006, Holzbaupreis Graubünden 2007

Foto ©

Martin Linsi, Einsiedeln

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